Philosoph und Soziologe (1903–1969)
„Jeder Intellektuelle in der Emigration, ohne alle Ausnahme, ist beschädigt […]. Enteignet ist seine Sprache und abgegraben die geschichtliche Dimension, aus der seine Erkenntnis die Kräfte zog“, schreibt Adorno im amerikanischen Exil. In Deutschland war er Dozent für Philosophie, Soziologie und Musiktheorie und hatte sich mit den wichtigsten und innovativsten Geistern seiner Zeit getroffen. Doch schon 1933 entziehen die Nationalsozialisten Adorno aufgrund seiner jüdischen Herkunft die Lehrbefugnis. Für ein paar Jahre geht er nach England, ohne seinen Wohnsitz in Deutschland aufzugeben, bis er 1938 endgültig in die USA emigriert. Am Frankfurter Institut für Sozialforschung, das schon 1934 von dessen Leiter Max Horkheimer nach New York verlagert wurde, nimmt Adorno seine Tätigkeit wieder auf. Das Exil bedeutet für ihn eine überaus produktive Zeit, gemeinsam mit Horkheimer verfasst er die „Dialektik der Aufklärung“, das Hauptwerk der Kritischen Theorie. 1953 zieht es ihn zurück nach Deutschland an die Universität Frankfurt. Die 68er-Bewegung rezipiert die Hauptwerke der Kritischen Theorie. Adorno sympathisiert zwar mit einigen Ideen der Studierenden, ist aber nicht mit den Methoden einverstanden. So bleibt das Verhältnis schwierig. Die Werke von Adorno und der Frankfurter Schule sind aus dem Kanon der Soziologie nicht mehr wegzudenken und in Anbetracht zunehmender rechter Tendenzen in Europa hochaktuell.