Hend Alrawi

Hend Alrawi

„Als erstes ist mir in Deutschland aufgefallen, wie stark die deutschen Frauen sind. Das gibt mir Kraft und spornt mich an, genauso zu werden.“

„Im Exil lebe ich meine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zur selben Zeit. Meine Vergangenheit zieht mich mit aller Macht zurück und will, dass ich ihre Gefangene bleibe – das macht mir nichts aus, denn es gibt mir ein warmes Gefühl, auch wenn es nicht echt ist. Jeden Moment meiner seltsamen Gegenwart lebe ich in großer Angst; der Angst, möglicherweise mein ganzes Leben fern meiner geliebten Heimat verbringen zu müssen. Ich lebe meine unsichere Zukunft, in der manchmal die Hoffnung gewinnt und Verzweiflung manchmal ihren Sieg verkündet.

Ich wünschte, es wäre so leicht zu sagen ... ja, ich bin stark ... Ich werde darum kämpfen, ein neues Leben aufzubauen, denn entweder rackerst du dich ab um zu leben oder um zu sterben ... Ich erinnere mich ständig, wie meine Mutter mich, als wir auf dem Todesboot waren (so werden sie genannt), auf Trab hielt, um am Leben zu bleiben, und mich das Wasser aus dem Boot schöpfen ließ ... Nun bin ich also hier ... und versuche, die Sehnsucht aus meiner Seele zu schöpfen ... versuche, stark zu sein ... und hoffe zu leben ... zu arbeiten ... es zu schaffen ... zu lieben.“

 

Hend Alrawi stammt aus Damaskus, Syrien. Die Englischlehrerin lebt seit 2015 in Berlin. Zum Zeitpunkt der Porträtaufnahme war sie 37 Jahre alt. Sechs Monate lang arbeitete sie bei der Cisco Networking Academy, seit 2017 ist sie bei den Sozialhelden e.V. im Rahmen des Projekts DialogBereiter tätig, dessen Ziel es ist, aus den Erfahrungen von 2015 ein praxisnahes Handbuch zur Geflüchtetenthematik zu entwickeln. Es soll dabei helfen, Dialoge zu intensivieren und von guten wie schlechten Erfahrungen zu profitieren. Hend führt deutschlandweit Interviews mit Geflüchteten durch.

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