Theatermacher (1893–1966)
In den 1920er Jahren ist Erwin Piscator neben Bertolt Brecht der Erneuerer des Theaters der Weimarer Republik. „Das politische Theater“ ist für ihn nicht nur eines, das Zeitgeist und politische Missstände kritisiert, sondern das Publikum in den „Prozess der geistigen Revolutionierung“ versetzt. Ab 1931 lebt er in der Sowjetunion und inszeniert politische Stücke sowie seinen einzigen Tonfilm. Nach Deutschland kann der von den Nationalsozialisten als politischer Gegner verfolgte Piscator ab 1933 nicht zurück, sieht sich in der Sowjetunion aber zunehmend von den stalinistischen Verfolgungen bedroht. Er reist nach Frankreich und kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs weiter in die USA. Dort wird er am „Dramatic Workshop“ der Lehrer einer ganzen Schauspieler-Generation: Walter Matthau, Marlon Brando und Tony Curtis sind nur einige seiner berühmten Schüler. Nach dem Krieg kehrt er nach Deutschland zurück, um ein weiteres Mal Vordenker des politischen Theaters zu sein: Er inszeniert nun vor allem Stücke, die sich mit der Erinnerung und der juristischen Aufarbeitung der NS-Verbrechen befassen.